Eine Beschleunigung der Aktionen zum Klimaschutz durch Stiftungen in dieser entscheidenden Zeit
wäre eine äußerst hilfreiche Botschaft an die Welt der Investitionsgeber.
In Indien beobachten wir täglich, welches Potential in den erneuerbaren Energien steckt, um die Lebensqualität der Ärmsten zu verbessern und gleichzeitig die globale Erwärmung abzuschwächen.
Die anthropogene Destabilisierung des Klimas trifft Afrika schon jetzt.
Momentan tragen vor allem die Ärmsten die Kosten des Klimawandels. Es ist an der Zeit, diese Logik umzudrehen.
Im internationalen Recht gilt das „Do no harm“-Prinzip („Richte keinen Schaden an“), das unter anderem auch bei
Ölunfällen oder Schäden durch nukleare Störfälle angewendet wird.
Es muss auch für die Schäden durch von Menschen gemachten Klimawandel gelten.
Klimaschutz kostet kein Geld, kein Klimaschutz aber sehr viel davon.
Wir brauchen einen Preis für Treibhausgas-Emissionen.
Die Nachrichten sagen uns doch jede Woche, wie sich der rapide Klimawandel auswirkt auf unser Leben.
Wenn wir eine Eisschmelze auslösen, könnte das ein irreversibler Prozess für mehrere Jahrhunderte sein.
Je mehr CO2 aufgrund unserer fossilen Brennstoffe in die Atmosphäre aufsteigt, umso mehr wird sich Kohlendioxid in den Meeren verbreiten.
Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird sich das Problem verschlimmern.
Die Versauerung der Meere ist besorgniserregend. Das Salzwasser, das das Leben im Meer unterhält, verändert sich grundlegend.
Weil das Ökosystem der Ozeane so komplex ist, lassen sich die Folgen nicht mit Sicherheit vorhersagen.
Fest steht aber, dass die tropischen Inseln vor deutlichen Veränderungen stehen. Vor allem die Inseln, deren Wirtschaft vom gesunden Zustand ihrer Korallenriffe abhängt.
Wir veranstalten hier ein Großexperiment mit unseren Ozeanen, dessen Auswirkungen auf die Nahrungskette in
und auf den Meeren dramatisch sein können.
Dies bedroht insbesondere Hunderte Millionen Menschen, die vom Fischfang leben.
Klimaschutz ist zweifellos mit Kosten verbunden, aber es kostet nicht die Welt, den Planeten für unsere Kinder zu bewahren.
Auch der Klimaschutz birgt Risiken.
Doch diese Risiken sind beherrschbar – das ist der fundamentale Unterschied zu den potentiell
unbeherrschbaren Risiken des Klimawandels.
Der Deponieraum der Atmosphäre ist begrenzt und kann nicht weiter kostenlos genutzt werden.
Die Zeit ist nicht auf unserer Seite. Wenn wir nicht schnell handeln, wird es immer teurer.
Die Treibhausgas-Emissionen steigen, steigen, steigen.
Wir sind heute nicht auf dem Weg, das gesetzte Zwei-Grad-Ziel einzuhalten. Und je länger wir die dazu notwendigen Klimaschutzmaßnahmen verzögern,
umso größere Risiken nehmen wir auf uns - bei den Klimafolgen, aber auch im Klimaschutz.
Das gesamte globale CO2 Budget von 2100 wird bis 2040 verbraucht sein.
Der IPCC zeigt in einer bisher nicht gekannten Deutlichkeit, dass wir bei einer Erwärmung um vier Grad in einer anderen Welt mit wesentlich größeren Gefahren leben würden. Die Risiken wären unkalkulierbar.
Der Weltklimarat IPCC hat mit seinem jüngsten zusammenfassenden Bericht zum Stand der Klimaforschung deutlich gemacht,
dass unzureichendes Handeln gegen den Klimawandel unverantwortlich wäre.
Zögerliche Klimapolitik wird nach den Analysen der Wissenschaftler teurer als konsequente Dekarbonisierungsstrategien.
Die unter 20-Jährigen sollen ihre Zukunft als Tribut an ihre Eltern und Großeltern abtreten,
damit die so weitermachen können wie bisher.
Ich vergleiche das immer bei der Klimafrage mit der Begutachung einer Brücke.
Angenommen sie haben 1000 Sachverständige, die ihre Brücke begutachten,
und nur einer sagt, sie ist noch in Ordnung,
alle andern sagen, sie ist vom Einsturz gefährdet.
Wer würde mit dem 40Tonner über die Brücke fahren und
sagen, na der eine wird wahrscheinlich schon Recht haben?
Bei dem internationalen Klimarat ist es genau das gleiche.
Von 1000 Experten sagt vielleicht einer, er ist noch nicht restlos überzeugt, dass die Menschheit den Klimawandel verursacht.
Trotzdem verlassen sich quasi jetzt alle auf diesen einen Neinsager,
anstatt sich darauf zu verlassen, dass die anderen Recht haben.
Vor zehn Jahren waren 66 Prozent der kasachischen Landesfläche Wüsten und Steppen. Heute sind es 70 Prozent.
Früher hatten wir alle zehn Jahre mal eine Flut, heute in jedem Jahr mindestens eine.
Viele haben inzwischen verstanden, dass der Klimawandel schon heute Auswirkungen hat.
Normalerweise dauert es an die 10.000 Jahre, bis das Erdsystem in ein grundlegend anderes Stadium übergeht. Allerdings beobachten wir heute einen sehr schnellen Wandel, der uns vermuten lässt,
dass die Erde sich schon innerhalb von hundert bis zweihundert Jahren grundlegend verändern wird.
Wenn wir bis 2100 eine Erhöhung der Durchschnittstemperatur von bis zu vier Grad bekommen –
was sehr wahrscheinlich ist, wenn wir so weitermachen –, dann wird sich mit dem Klima das gesamte Ökosystem verändern.
Unsere Enkel werden dann eine ganz andere Welt erleben, als wir sie heute kennen.
Vor 200 Jahren gab es eine Wende in der Menschheitsgeschichte. Zu diesem Zeitpunkt begannen wir,
in großem Umfang fossile Ressourcen zu nutzen. In unserer neuesten Untersuchung fanden wir heraus, dass sich jedoch das Tempo dieser Entwicklung
nach dem Zweiten Weltkrieg enorm beschleunigt hat: Bevölkerung, Wirtschaft, Konsum und Ressourcennutzung wuchsen rasant an.
Es ist das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass wir fähig sind,
unsere Umwelt – also unsere Lebensgrundlage – zu zerstören.
Wir heute Lebenden sind gleichzeitig die erste und die letzte Generation, die die Klimakrise noch lösen können.
Man kann das Klimaproblem nicht lösen, solange das
Gerechtigkeitsproblem existiert und
andersherum.
Ab 2050
dürfen wir in Deutschland keine
Emissionen mehr in die Luft pusten.
Der vom Menschen ausgelöste Masseverlust des grönländischen Eisschildes scheint den Golfstrom zu verlangsamen –
und dieser Effekt könnte noch zunehmen, wenn die weltweiten Temperaturen weiter ansteigen.
Wir haben keine Knappheit der Ressourcen, sondern an Raum in der Atmosphäre.
Wir befinden uns auf einem Pfad, der die Erde unwiderruflich verändern und das Zwei-Grad-Limit weit überschreiten würde.
Damit riskieren wir eine Katastrophe für die Menschheit mit einem unbeherrschbaren Anstieg des Meeresspiegels, Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen.
2015 ist ein entscheidendes Jahr für zukünftige Generationen.
Wir haben die Verantwortung und die moralische Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen, um die Folgen des Klimawandels zu begrenzen.
Unsere Generation ist die letzte, die die Chance hat, die größten Risiken des Klimawandels abzuwenden
und den globalen Temperaturanstieg unter 2 Grad zu halten.
Das Überschreiten der 400ppm-Schwelle zeigt, dass die Zeit dafür knapp wird.
Wenn die Medien mehr über nachhaltige Lebensstile berichten und
sie als hip, modern, erstrebenswert und machbar vorstellen, kann das neue soziale Normen schaffen.
Wenn die Bevölkerung ernsthafte Veränderungen bei staatlichen Institutionen, Konzernen und Betrieben wahrnimmt,
wenn Klimaschutz also zur Norm wird, dann stärkt das auch das Gefühl, dass ein großes Ziel erreichbar ist.
Auf individueller Ebene können konkrete Ziele sein: öfter vegetarisch essen, regionale Produkte kaufen,
Standby-Betrieb bei Elektrogeräten vermeiden, eine Solaranlage aufs Dach bauen oder einer Energiegenossenschaft beitreten.
Die schönen, warmen Abende im Freien werden häufiger – wer denkt schon daran, dass damit auch heftigere Gewitter einhergehen,
mehr Tornados, intensivere Sturzfluten, mehr Hitzetote, ein beschleunigt ansteigender Meeresspiegel?
Die reiche Welt tut so, als würde sie weniger Emissionen erzeugen, es wird aber nur verschoben.
Wir haben wiederholt gezeigt, dass die Kosten für den Klimaschutz von Jahr zu Jahr höher werden, wenn er weiter hinausgezögert wird.
Schnell zu handeln ist jetzt entscheidend.
Die Welt muss schnell lernen, innerhalb ihrer Grenzen zu leben, wenn diese Generation sie mit einem reinen Gewissen der nächsten übergeben soll.
Unsere Gesundheitssystem und die Gesundheitsforschung haben in den vergangenen Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Der Klimawandel droht diese Errungenschaften zunichte zu machen.
Der Kampf gegen den Klimawandel nutzt auch der menschlichen Gesundheit.
Das Problem der Klimaveränderung wird maßlos unterschätzt, vielfach verniedlicht oder einfach verdrängt.
Klimawandel ist eine schwere Krankheit, ein medizinischer Notfall. Deshalb müssen wir dagegen einen Notfall-Plan entwickeln.
Die Vorteile für die menschliche Gesundheit durch den Kampf gegen den Klimawandel sollte ein viel prominenterer Teil der öffentlichen Diskussion werden.
Wir versuchen, unsere Kinder zu Ingenieuren und Ärzten auszubilden, denn die Berufe ihrer Väter – Fischer und Bauern – wird es in der Form nicht mehr geben.
Die Westantarktis ist vielleicht bereits in einen Zustand unaufhaltbaren Eisverlustes gekippt – ob durch menschlichen Einfluss oder nicht.
Wenn wir Städte wie Tokio, Hong Kong, Schanghai, Kalkutta, Hamburg oder New York als unser zukunftiges Erbe bewahren wollen,
müssen wir ein Kippen der Ost-Antarktis verhindern, und das gelingt nur, wenn wir den Treibhausgasausstoß stoppen.
Wenn wir eine eisfreie Antarktis verhindern wollen, müssten wir Kohle, Gas und Öl in der Erde lassen.
Das Tempo für eine wirklich nachhaltige Entwicklung ist viel zu langsam. Die Fakten liegen auf dem Tisch.
Unser Planet gerät ernsthaft in Gefahr, wenn nicht entschlossen gehandelt wird.
Vor dem Meeresspiegelanstieg muss man keine Angst haben, aber er ist etwas worum man sich kümmern muss.
Der Meeresspiegel steigt langsam an, aber dabei zerstört er unser Menschheits-Erbe; Küstenmetropolen wie Hamburg und New York, die Teile unseres kulturellen Erbes der Zukunft tragen –
wenn wir nicht die CO2-Emissionen rasch reduzieren.
Schwellenländer wie Brasilien, China, Indien könnten sich deutlich mehr einbringen. Wir sitzen alle in einem Boot.
Es kann nicht einer Wasser rausschöpfen und ein anderer wieder Wasser hereinholen.
Es muss ein Mentalitätswandel einsetzen.
Der Klimawandel ist nicht nur ein politisches, technologisches oder wirtschaftliches Problem, sondern vor allem auch ein moralisches.
Dieses Jahr wird als das wahrscheinlich wärmste seit Beginn der Messungen in die Geschichte eingehen – die Krise ist überdeutlich.