Wie öffentlicher Verkehr weit effizienter als in Deutschland funktioniert, kann man in der Schweiz oder in Japan erleben.
Der Elektroantrieb im Auto ist seit über 100 Jahren erprobt.
Die jetzt bekannt gewordenen „Experimente“ der Autoindustrie sind überflüssig und skandalös zugleich, denn sie sollten dem Image der Autoindustrie dienen.
Es ist immer das Gleiche: wir regen uns über die Autohersteller auf,
sind aber selbst nur brave Konsumlämmer. Wer heute in einer Großstadt
wie Berlin Autos mit Diesel- und Ottomotoren kauft oder least, der ist Teil des Problems.
Die Autolobby kämpft mit allen Mitteln um ihr Überleben,
dabei ist die Zeit des Verbrennungsmotors längst vorbei.
Es braucht nun mutige, zukunftsweisende Maßnahmen für einen schnellen Umbau
des Systems hin zu einer sauberen Mobilität
und einen gerechten Übergang für die Beschäftigten der Branche.
Eine erste Möglichkeit zu diesem Umbau wäre ein autofreier Sonntag pro Monat
zumindest in allen Landeshauptstädten Österreichs.
Ein mit synthetischem Sprit fahrendes Verbrenner-Fahrzeug benötigt für die gleiche Strecke rund
fünfmal so viel Strom als Ausgangsprodukt wie ein batteriebetriebenes Elektroauto.
Das ist nicht nur extrem ineffizient, sondern auch teuer.
Zusammen mit den Chinesen haben wir für die Welt die Photovoltaik-Kosten runtergedrückt,
die Offshore Windkostene ebenso und ein Stück auch die Kosten bei Onshore-Wind.
Bei den Batterien machen das im Übrigen gerade die Amerikaner und die Chines.
Eine Zukunft 2030 mit 30 Prozent mehr Autoverkehr in den Städten, wie manche Verkehrsexperten sie prognostizieren,
wäre katastrophal, zumal wir heute noch kein Mittel gegen die ebenfalls gefährlichen
Feinstäube in der Luft haben, die etwa aus dem Reifen- oder Bremsabrieb entstehen.
Die gibt es auch, wenn alle Autos auf Elektroantrieb umgestellt sind.
Ein schneller Weg und ein erster Ansatz, das zu erreichen,
wäre eine Absenkung der Mehrwertsteuer für öffentlichen Verkehr
auch außerhalb des Nahverkehrs auf sieben Prozent.
Es wird nicht mehr lange dauern, bis Autofirmen mit der Dienstleistung "Mobilität" statt mit Autos Geld verdienen.
Anspruch („Wir bauen E-Autos“) und Wirklichkeit (sie verkaufen aber immer mehr Dreckschleudern)
klaffen so weit auseinander,
dass das Vertrauen in die Autobauer auf einen Tiefpunkt gesunken ist.
Wir brauchen die "Stadt der kurzen Wege", mehr Fuß- und Radverkehr und mehr öffentlichen Verkehr.
In Deutschland muss das Ökoauto der Zukunft gebaut werden.
Das wird über unseren Erfolg im Wettbewerb und beim Klimaschutz entscheiden.
Erfahrungen zeigen, dass dort, wo es eine gute Infrastruktur gibt, viele bereit sind,
vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen. Mit den immer beliebter werdenden Elektro-Fahrrädern sind für viele auch Distanzen von 15 oder 20 Kilometer gut bewältigbar.
In Zeiten von Dieselgate, konkreten Klimazielen, drohenden Fahrverboten,
einer stärker werdenden ausländischen Konkurrenz
im Bereich der alternativen Antriebe und der Suche nach einer Vision für die Mobilität der
Zukunft scheint das Festhalten am Verbrennungsmotor eher rückwärtsgewandt.
Wer Zehn-Liter-Autos fährt, bekommt Klimaflüchtlinge.
Die Fahrer berichteten, dass sie im Elektrotaxi ruhiger, weniger gestresst und glücklicher seien als im alten Dieselmodell.
Wir haben zu viele SUVs.
Es muss für die Kundinnen und Kunden finanziell von Vorteil sein,
die Bahn zu nehmen statt des Autos oder des Flugzeugs.
Die Autoindustrie handelt fahrlässig,
ihr Denken ist allein auf die Sicherung der kurzfristigen Profitziele gerichtet.
Es kann nicht sein, dass man beim Zugticket
etwa für die Strecke Frankfurt–Paris 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen muss,
während es beim Flugticket null Prozent sind.
Ohne starker Federführung, dauert das Dieseldebakel noch länger.
Das Vereinigte Königreich war, neben Italien, besonders erfolgreich
beim Personenverkehr mit steuerlichen Maßnahmen und
Beschränkungen für den Individualverkehr beim Zugang zu Städten.
China hat Ende letzten Jahres gesagt, dass sie in der nahen
Zukunft den Verbrennungsmotor verbieten werden,
und da ging auch ein Ruck durch die deutsche Automobilindustrie.
Mein Job ist es, den Klimaschutz voranzutreiben. Der Verkehrsminister macht seinen Job.
Aber auch er hat die Aufgabe, die Klimaschutzziele im Verkehr zu erfüllen.
Wir sind von einer Verkehrswende noch weit entfernt. Ohne eine Veränderung der Regeln – etwa ein Zulassungsverbot für Verbrennerfahrzeuge oder flächendeckende Parkgebühren – wird eine
Wende genauso wenig funktionieren wie ohne Änderung der finanziellen Anreize.
Die neue ICE-Vorzeigestrecke München-Berlin hat beinahe jeden zweiten Autofahrer zwischen den beiden Millionenstädten auf die Schiene gebracht.
Der Beweis ist da:
Die dringend notwendige Verkehrswende passiert nicht durch Förderung von Elektroautos.
Deutschland braucht einladende Radwege, hervorragende Gehwege und einen super-attraktiven ÖPNV!
Das Auto darf in Städten nie mehr das Maß aller Dinge sein. Sonst lässt sich das Verkehrsproblem nicht lösen.
Der Privat-Pkw mit Verbrennungsmotor ist das Nokia-Handy kurz vorm iPhone. Man dachte, man braucht es, und zwei Wochen später war's obsolet.
Bei der Verkehrswende sind die Chinesen inzwischen an der Spitze.
In der 13-Millionen-Stadt Shenzhen in Südchina fahren über 16.000 öffentliche Busse, alle elektrisch. Ebenso zwei Drittel aller 17.000 Taxen.
Es kann keine Energiewende geben ohne Verkehrswende.
Treibstoffe aus Pflanzen, sogenannte Agrotreibstoffe,
verursachen rund doppelt so viele Treibhausgase wie herkömmlicher Diesel.
Werden sie aus Palmöl hergestellt, sind sie sogar drei Mal klimaschädlicher,
denn dann werden riesige Regenwaldfläche zerstört und seltene Tiere wie der Orang-Utan ausgerottet.
Die Autofirmen müssen endlich reagieren und geeignete Strategien entwickeln,
sonst werden sie ihre geplanten E-Flotten entweder aus Kapazitätsmangel nicht umsetzen können
oder von einzelnen Batterieherstellern abhängig werden.
Aus Parkplätzen müssen Radfahrstreifen und Stellflächen für Car-Sharing-Autos werden.
Da müssen Politiker und Verwaltungsleute sicherlich noch durch ein Fegefeuer.
Aber am Ende haben wir alle mehr Raum und mehr Beweglichkeit gewonnen.
Ob in Madrid, Paris oder London, andere Städte haben ein ganz klares Programm:
Raus mit den privaten Autos!
Die neuen großen Wohnviertel, die in Tegel, Blankenburg und anderswo entstehen,
brauchen Schienenanbindungen, keine privaten Parkplätze.
Ich bin mir sicher – nicht mehr lange,
dann werden wir uns in die Augen schauen und uns fragen:
Hatten wir wirklich mal eigene Autos? Wie absurd!