Krieg den Jahreszeiten

Frühling

Heizpilze werden in Stellung gebracht
und Schneekanonen feuern Salven.
Der junge Wald fällt in der Abfahrtsschlacht
und Müll vermint die letzten Almen.

Sommer

Ein Heer von schweren Wagen fährt jetzt auf
und jede Wärme wird vertrieben.
In Todeskälte boomt der Schlussverkauf
bis die Geschwader südwärts fliegen.

Herbst

Der Regen hat nun aufgegeben
und alte Bomben zeigt der Vater Rhein.
Der saure Wald einst voller Leben
verzweifelt Stellung hält im Feuerschein.

Winter

Der Ölpreis schießt voll Wahn nach oben
und schwarze Fahnen schmücken jedes Haus.
Die Gletscherfront hat sich verschoben.
Die Wüsten geben sich als Sieger aus.

dkb, Juni 2012


Nachhaltig kurzsichtig

gefrorenes Spinnennetz

Herr Heute hatte Sorgen
und brauchte ganz viel Geld,
da traf er den Herrn Zukunft
mit seiner schönen Welt.

Schnell lieh sich der Herr Heute
von Zukunft Sachen fein,
verbrauchte Öl, Wald, Fische,
warf Müll ins Meer hinein.

Herr Zukunft wurde älter
und brauchte selbst das Geld,
die Wälder, klare Flüsse,
die Energie, die Welt.

Herr Zukunft sah nach Heute
und suchte ab den Ort,
doch Heute heißt jetzt Gestern
und ist schon lange fort.

Doch Heute heißt jetzt Gestern
und ist schon lange fort.


Nachtrag:

Herr Zukunft wird jetzt Heute,
das gibt ihm mehr Gewicht.
Er trifft nun ferne Zukunft,
die kennt den Deal noch nicht.

dkb, Mai 2009


XXIII

"Guten Tag", sagte der kleine Prinz.
"Guten Tag", sagte der Händler.
Er handelte mit höchst wirksamen, durststillenden Pillen. Man schluckt jede Woche eine und spürt überhaupt kein Bedürfnis mehr zu trinken. "Warum verkaufst du das?" sagte der kleine Prinz.
"Das ist eine große Zeitersparnis", sagte der Händler. "Die Sachverständigen haben Berechnungen angestellt. Man erspart dreiundfünfzig Minuten in der Woche."
"Und was macht man mit diesen dreiundfünfzig Minuten?"
"Man macht damit, was man will ..."
"Wenn ich dreiundfünfzig Minuten übrig hätte", sagte der kleine Prinz, "würde ich ganz gemächlich zu einem Brunnen laufen ..."

Leseprobe aus Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944)


Kipppunkte

Wolken Klimawandel

Es kippt die Welt,
es röchelt die Natur.
Der Warnton schrillt,
die Erde muss zur Kur.

Der Tropenwald trägt Pflaster,
die Steppen spucken feurig Blut.
Die Daten sprengen jedes Raster,
es geht um mehr als Hab und Gut.

Die Schwindsucht packt das Grönlandeis,
es kollabiert der boreale Wald.
Man merkt es schon, es wird zu heiss,
doch fahr'n wir weiter ohne Halt.

Der Regenbogen hustet schwer,
die grüne Lunge rasselt laut.
Viel Chancen haben wir nicht mehr,
der Rückzugsort, er ist verbaut.

Der Permafrost erliegt dem Fieber,
dem Boden nun entfährt Methan.
Den öl'gen Tropf ich jetzt doch lieber
schnell reiße ab von meinem Arm.

Doch tief im Meer, da schlummern noch
gefährliche Hydrate.
Besorgt frag' ich deshalb jedoch:
Hab' ich zu lang gewartet?

dkb, Oktober 2008


Das Korallenriff

Im weiten Meer ein Tupfenband.
Die See von nah türkis erscheint.
Ein Riff aus Kalk, im Nichts geeint.
Die Brandung rollt, Luft perlt zum Rand.

Herum Getümmel, Fisch an Fisch,
ein großer Hai, ein Rochen breit.
Ein Schwarm von Barschen sammelt sich.
Der Mondfisch taucht, sinkt tief und weit.

Im flackernd, trüben Sonnenlicht
Korallenstöcke dicht an dicht,
in tausend Formen, bunt, bizarr,
Polypen wachsen sonderbar.

Ein Lippfisch schwimmt durch die Tentakel,
Garnelen rupfen eifrig Schleim.
Seegurken meiden das Spektakel,
der rote Krebs sucht noch ein Heim.

Ein Kofferfisch zieht schick vorbei.
Drei Seeigel seh'n aus wie zwei.
Fast unsichtbar und still am Grund
Moränen lauern lang und rund.

Doch halt! Da drüben sieht es anders aus.
Das ganze Leben ausgehaucht.
Der Grund: Das Wasser dort, oh welch ein Graus,
ist saurer als das Riff es braucht.

Skelette weiß, wohin man blickt,
ein Wald aus Stummeln, bleich, geknickt.
Kein Seestern strahlt, kein Clownfisch lacht,
verschwunden ist die ganze Pracht.

Nun hoffen wir mit aller Kraft,
dass er nicht saurer wird, der Saft.

dkb, Dezember 2007


Klimawandel

Der Klimawandel bringt Orkane,
Es steigen an die Ozeane.
Der Permafrost hält nicht mehr stand,
Sintfluten gibt’s in unserm Land.

Drum achtet, dass man’s nicht verdränge
Und einbezieht ’s Problem der Menge.
In dem begrenzten Lebensraum
Ist ewges Wachstum nur ein Traum.

Aus dem Gedichtband „Öko-Balance“ von Markus Zimmermann-Scheifele


Klimakonferenz

Die Evolution hat uns entwickelt,
Zu leben in der Sippe eingewickelt.

Jetzt sind wir weltweit nur in einem Boot
Und alle müssten helfen allen in der Not.

Doch jeder denkt an seine Sippe.
So fahren voll wir in die Klippe.

Markus Zimmermann-Scheifele, Dezember 2012, www.oeko-balance.ch


Eines Tages

Eines Tages werden sie sie Verbrecher nennen,
die, die unsere Kinder bestehlen,
die, die ihnen Hunger und Durst zumuten,
die, die sie krank machen und vergiften.

Eines Tages werden sie sie Verbrecher nennen,
die, die den Meeresspiegel ansteigen lassen,
die, die Böden erodieren lassen,
die, die die Meere mit Abfall und Chemikalien verschmutzen.

Eines Tages werden sie sie Verbrecher nennen,
die, die aus Bequemlichkeit fossile Brennstoffe verfeuern,
die, die für billiges Fleisch die Abholzung von Wäldern zulassen,
die, die sich blind ihrem Konsum verschreiben.

Eines Tages werden sie uns Verbrecher nennen.

C. Lanre, März 2015


Flut in Pakistan

Flut in Pakistan, Quelle: US Marine Corps

mitlaufen oder denken?

denke ich?
denke ich noch?

ich halte alle gesetze ein.
ich sorge für meine familie.
ich mache das, was alle anderen machen.
es ist anstrengend mitzuhalten.

ich soll mich ändern?
wegen umweltverschmutzung, hunger,
ungerechtigkeit oder klimawandel?
ich?

denke ich?
denke ich noch?

v. quist, februar 2013


400 ppm

Flüssigkeit sickerte aus dem Steak,
formte kurz die Zahl vierhundert,
eine Gabel stach zu, ich schwieg,
auch schaute keiner verwundert.

C. Lanre, Dezember 2013


Liebeserklärung an Mutter Erde

Schöner Stern, im
unendlichen Weltall ziehst
Du Deine Bahn -

wunderschön.

Du einmaliger Planet,
Deinesgleichen unbekannt,
mit all Deinem Leben -

wunderschön.

Du schwebender Globus mit
Flora und Fauna, Lebensspender
für alle Kreatur -

wunderschön.

Dich, Erde, zu bewahren
für alle
Weltgewissenspflicht.

A. u. W. Deutschland, Juni 2015






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