Die Autofahrt

Umweltzone

Mir ist nicht ganz geheuer,
ein Junkie sitzt am Steuer.
Der rechte Fuß beharrlich drückt,
Geschwindigkeit immens beglückt.

Die Injektion erfolgt versteckt,
die Haube diesen Hergang deckt.
Der schnelle Speed berauscht den Geist,
der träge Körper fettelt dreist.

Und was da vorne wird erschnüffelt
als Abgas hinten reizend müffelt.
Zudem der Auspuff - sportlich breit -
die klare Luft verCOzweit.

Schon lange möchte ich nicht mehr,
allein der Ausstieg fällt so schwer.

dkb, April 2009


Der Traum

Neulich habe ich geträumt:
Bin Auto gefahren.
Kofferraum nicht aufgeräumt,
Reifen schlapp noch waren.

Sah so stark nach Regen aus,
Tags zuvor gesehen.
Fuhr nur wenig Meter raus,
Brötchen anzustehen.

Gottlob war es nur ein Traum,
fand mich doch im Bette.
Oder?
Sollt' ich meinem Hintern trau'n?
Lag auf Ba-gu-ette.

dkb, Februar 2010


Diesel, ja du bist's!

frei nach Eduard Mörikes Er ist's

Feinstaub trübt das blaue Band,
Ruße treiben durch die Lüfte
Und ozongetränkte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Stickoxide harren schon
Ungeprüft zu kommen.
Horch, von fern ein harscher Motorton!
Diesel, ja du bist's!
Dich hab' ich vernommen!

dkb, Juni 2017


Der Klimakönig

frei nach Johann Wolfgang von Goethes Erlkönig

Wer raset so schnell durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Der Gurt den Knaben presst tief in den Sitz,
der neue Wagen, er rauscht wie der Blitz.

"Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?"
"Siehst, Vater, du den Klimawandel nicht?"
"Den Klimawandel mit Hitz' und Flut?
Mein Sohn, das ist die Abendglut."

„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir;
Manch' buntes Smartphone gibt's an dem Strand,
der Renner, ein echter High-Speed Garant."

"Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was dieser Wandel mir leise verspricht?"
"Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
die teuren Reifen verwirbeln nur Wind."

„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt.“
"Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Die Hitze hat mir ein Leids getan! "

Dem Vater grauset’s; er raset geschwind,
Es lechzt in den Gurten das ächzende Kind,
Erreicht die Stadt mit Mühe und Not;
In seinem Auto das Kind war tot.

dkb, Oktober 2012


Kleinanzeige

frei nach Johann Wolfgang von Goethes Annonce

Ein Auto wird gesucht,
das weder lärmt noch stinkt,
gebrauchte Smartphones tankt
und von alleine blinkt.

dkb, August 2009


im stau

alles steht
ein motor heult
die lüftung kifft abgase
finger trommeln aufs lenkrad
ich warte

am straßenrand entstehen
krakenartig
einkaufszentren, baumärkte
prospekte werden durch die fenster gereicht
lautsprecher verkünden sonderangebote

die zeit vergeht
stillstand
ödnis
es kommt mir wie jahre vor

natur erobert
die spalten im asphalt
sand zerkratzt die windschutzscheibe
die reifen zerbröseln
ich steige aus
und zerfalle
den sound der letzten werbemelodie
noch auf den lippen
zu staub

v. quist, august 2011


Pedelec

frei nach dem Gedicht Bumerang von Joachim Ringelnatz

War einmal ein Pedelec,
war ein kleines bisschen keck.
Pedelec fuhr ein Stück,
aber kam nicht mehr zurück.
Autonarr - noch stundenlang -
saß auf Pedelec und sang.

dkb, August 2009


Propellerflugzeug

Reiseziel

Als Baby spielte ich mit Hollands Sand,
mit 4 lag ich an Malles Strand,
mit 6 gab's den Kanaren Flug,
es mich mit 8 nach Honolulu trug.

Mit 10 bereiste ich Brasilien
und bald darauf mit 12 Australien,
die Antarktis beflog ich mit 14,
mit 16 wurde Asien angeseh'n.

Auf den Mount Everest bequem von oben
mit 18 wurde ich gehoben,
mit 20 möchte ich zum Mond,
doch leider weiss ich nicht,
was sich mit 22
dann noch lohnt.

dkb, Juli 2016

Elektroauto

Request

Car wanted to clone
which does not emit smell nor noise,
signals on its own
and never loses its poise.

dkb, November 2009


Ich fahre SUV

Weil man ihn stark und sportlich baut.
Weil er nach Sicherheit und Freiheit klingt.
Weil man in ihm von oben schaut.
Weil er durch dichten Dschungel dringt.

Das müsst ihr doch verstehen.
Den Radfahrer habe ich nicht gesehen.

C. Lanre, August 2016


Meeresfraß

Meeresfraß

Der Motor dröhnt, oh welch ein Duft,
ein Treibhausgas geht in die Luft.

Die Hitze strahlt, es schmilzt das Eis,
das Meer wird warm, ja fast schon heiß.
Es schäumt voll Wahn, erkundet Strand,
vergrößert sich und will an Land.

Der Motor brüllt, ich bin ein Held,
ich bringe CO zwei zur Welt.

Das Meer indes auf Inseln stößt,
wo saurer Saft das Riff entblößt.
Da rülpst es laut, die Möwe guckt,
das Meer die Inseln hat verschluckt.

dkb, Januar 2012


Die Sterne sehen

Ich schalte die Scheinwerfer aus
und sehe die Sterne.

Die Klimaanlage verstummt
und die Jahreszeit heißt mich willkommen.
Ich steige aus dem Auto
und spüre meine Kraft.

Der letzte Zigarettenrauch entweicht meiner Lunge.
Es riecht nach Tau und feuchter Erde.
Ich ziehe den Knopf vom Ohr
und höre den Wald.

Meine Gedanken entspannen,
Ballast fällt,
ich schwebe
schwerelos
glücklich.

dkb, Januar 2011


Das Fahrrad

Ein Fahrrad klein und pfiffig,
das blieb im Stau nicht steh'n,
mit Rädern schnell und griffig
war's bald nicht mehr geseh'n.

dkb, Februar 2013


Der SUV

Der SUV
des Radfahrers
tödlicher Partner.

C. Lanre, August 2016


auf dem discounterparkplatz

der kofferrraum ist voll,
zu voll,
plastik weht ins meer,
der einkaufswagen rammt
die reste einer hecke.

unter meinem nummernschild
quillt co2 hervor,
stickoxide entweichen,
keine hundetüte
verpflichtet mich zum einsammeln.

die steuergeteerte schnellstraße
ist fluchtweg,
geld für lungenkranke
fehlanzeige.

v. quist, august 2017



Serienkiller Ferienflieger

Im Flieger sitzt der tumbe Mensch
spielt unbedacht die Killerspiele,
zeugt CO zwei mit Vehemenz
zum Untergang der Urlaubsziele.

C. Lanre, Juni 2018, alternativ eine andere Version des Gedichtes


Serienkiller Ferienflieger

Im Flieger sitz' ich tumber Mensch
spiel' unbedacht die Killerspiele,
zeug' CO zwei mit Vehemenz
zum Untergang der Urlaubsziele.






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